Ein Pilotprojekt zur Wiederansiedlung und artgerechten Haltung von Waldbienen am Dorneckberg.
Der Lebensstandort der Honigbiene war ursprünglich in den Wäldern Europas. Der Mensch erkannte das Potential der Honigbiene früh und fing an sie in künstlichen Behausungen zu halten. Ein wildes Honigbienenvolk (nicht zu verwechseln mit Wildbienen, die fast ausschliesslich solitär leben) braucht für seine Behausung eine Höhle von 40 bis 60 Liter Volumen. Im Wald findet es diese Höhlen vor allem in alten und mächtigen Bäumen. Am besten eignen sich dazu alte Spechthöhlen oder Höhlen im stehenden Teil von abgebrochenen Bäumen.
Der Zeidler war im Mittelalter der «Bewirtschafter» dieser wilden Honigbienen (Waldbienen). Die Bienen lebten in natürlichen Baumhöhlen oder in Beuten, die vom Zeidler erstellt wurden. Dazu höhlte der Zeidler stehende Bäume oder abgetrennte Baumstämme aus. Man unterscheidet dabei zwischen Beuten (stehende Bäume) und Klotzbeuten (abgetrennte Baumstämme). Der Zeidler entnahm dem Volk nur den Honig aus dem unteren drittel der Beute. So konnte das Bienenvolk mit seinem eigenen Honig überwintern. Das Füttern mit Zuckersirup kam erst in der modernen Imkerei auf.
Die Waldbiene wurde mit der Industrialisierung und Intensivierung der Forstwirtschaft und der Übernutzung von Stammholz während Kriegszeiten fast gänzlich aus den Wäldern verdrängt. Ein Grossteil der heutigen Waldbestände ist noch jung und es fehlen vielerorts Bäume die von Waldbienen als Behausung benutzt werden können.
Das Ziel unseres Projekts ist es die Honigbiene wieder an ihren ursprünglichen Standort zu begleiten und sie dort artgerecht und naturnah zu halten. Mit Klotzbeuten simulieren wir die natürliche Behausung der Waldbiene und überbrücken die Zeit die es braucht, bis wieder genug natürliche Höhlen in den Wäldern vorhanden sind.
Im Rahmen des Projekts wurden vom Forstbetrieb Dorneckberg 10 Klotzbeuten und Baumhöhlen gebaut und aufgehängt. Diese Bienenstände sind beim Bieneninspektor SO gemeldet und registriert. Alle behördlichen Vorgaben können eingehalten werden.
Mit Hilfe von Pollen- und Nektaranalysen ist es möglich, waldbauliche Schlüsse zu ziehen. Die prozentualen Anteile der Pollen geben Hinweise darauf, in welcher Jahreszeit welche Pflanzenarten im Wald wichtig sind. Des Weiteren werden mit der eingebauten Messinfrastruktur Wetterdaten und Innendaten gesammelt, um weitere Aussagen für eine bienengerechte Waldbewirtschaftung machen zu können. Die Daten werden gesichert und ausgewertet. Dadurch können günstige Standortqualitäten herausgefiltert werden, was auch im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung des Projektes in andere Wälder von zentraler Bedeutung ist.
Für den Erfolg des Projekts braucht es eine generelle Verbesserung der Lebensbedingungen für Waldbienen. Eine Zusammenarbeit von Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Imkerei ist dafür notwendig. Von einer verbesserten Biodiversität profitieren nebst den Bienen auch alle anderen Tierarten.